Quarzit und Schiefer
Vom Drachenstein eröffnet sich dem Wanderer ein eindrucksvolles Panorama mit Rüdesheim und seinen Rheininseln, Bingen und dem Niederwalddenkmal. Der Standort liegt in 220 Meter Meereshöhe. Der sehr steil geneigte Hang ist südostexponiert. Er erhält eine mittel hohe Sonneneinstrahlung.
Quarzit und Schieferzersatz – dieser Boden ist eine besondere Variante des Quarzit-Terroirs. Zwischen den Schichten des Taunusquarzits treten häufig Einlagerungen von Tonschiefern auf. Bei der Verwitterung zerfiel der sehr resistente Taunusquarzit in große Blöcke. Die Tonschiefer verwitterten unter dem feuchtwarmen Klima des Tertiärs zu einer rötlichen, sehr tonigen Feinerde. Quarzitblöcke und tonige Verwitterungsreste bilden an diesem
Standort den Untergrund. Der grau-braune Oberboden enthält Lösslehm. Am Steilhang des Drachenstein hatte die Erosion leichtes Spiel, der Boden ist bereits stark abgetragen. Der geringmächtige, sehr steinhaltige Boden kann nur wenig Wasser speichern. Zudem ist das dichte, tonige Substrat nur schwer durchwurzelbar. Die Rebe ist an diesem Standort stark gefordert. Zwar ist der Boden kalkfrei und von saurer Reaktion, der Ton bietet aber eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen und Spurenelementen. Er ist sehr gut erwärmbar, denn die Einstrahlung am Hang ist hoch und die geringen Wasservorräte schnell aufgebraucht. Die Rebe gerät daher schon zeitig in Trockenstress und ist gefordert, mit dem vorhandenen Wasser hauszuhalten. Sie reagiert, indem sie Zahl und Größe der Beeren verringert. Bei geringem Ertragsniveau werden an diesem Standort aromastoffreiche Trauben produziert.
Bodeneigenschaften
- geringes Wasserspeicherungsvermögen
- eingeschränkte Durchwurzelbarkeit
- eingeschränkte Durchlüftung
- sehr gute Erwärmbarkeit
- kein Kalk
- mäßiges Mineralstoffpotenzial

Rigosol aus Quarzitschutt über Quarzit mit Schieferverwitterungslehm.
Ein karbonatfreier, basenhaltiger Trockenstandort mit Reifungseinschränkungen.
QUARZIT IM DÜNN- SCHLIFF
Das schwach metamorphe Sedimentgestein besteht fast ausschließlich aus Quarz (weiß, grau und schwarz). Durch Druck und Temperatur wurden die ursprünglich runden Quarzkörner ineinander „verzahnt“ und durch Kieselsäure sehr fest miteinander verkittet („verkieselt“), was dem Gestein seine extreme Festigkeit verleiht.

Der Wein
Auch der Wein des Rüdesheimer Drachenstein weist eine feine Mineralität auf. Er präsentiert sich aber mit anderem Charakter und Temperament: Der Wein erscheint kräftiger. Auch er wird von der Säure dominiert. Maracuja-Noten und reife gelbe Früchte beherrschen die aromatischen, aber dennoch feinen Fruchtaromen. Ein feiner Rosenduft setzt einen Kontrapunkt. Interessant ist eine lagentypische Graphitnote.
Hier setzt neben dem Quarzit das tonige, mineralstoffreiche Schieferverwitterungsmaterial des tieferen Untergrundes bei der Weincharakteristik Akzente.