Klöster und Ruhepunkte

Der Klostersteig führt von Kloster zu Kloster. Dazwischen gibt es Stationen zum Innehalten.
Anregungen dazu findet Ihr im Pilgerheft sowie an den Ruhepunkten selbst.

IMPULS
zur Einführung

Das unruhige Herz ist die Wurzel der Pilgerschaft.
Im Menschen lebt eine Sehnsucht, die ihn hinaustreibt aus dem Einerlei des Alltags und aus der Enge seiner gewohnten Umgebung.
Immer lockt ihn das andere, das Fremde. Doch alles Neue, das er unterwegs erlebt, kann ihn niemals ganz erfüllen.
Seine Sehnsucht ist größer. Im Grunde seines Herzens sucht er ruhelos den ganz Anderen, und alle Wege, zu denen der Mensch aufbricht, zeigen ihm an,
dass sein ganzes Leben ein Weg ist, ein Pilgerweg zu Gott.
Wir sollten, Brüder (und Schwestern), in dieser Welt wandernd, nach dem ewigen Heil schauen und es lieben. In unserer Welt sollten wir als Pilger leben.
 

Aurelius Augustinus,
Kirchenlehrer, 354-430

Station 1: Kloster Eberbach

 

 

 

Impuls

Kloster Eberbach liegt abseits der großen Verkehrsströme, einge-
bettet und beschützt von den Wäldern des Taunus. Hier konnten
sich die Mönche auf ihr Eigenes konzentrieren: Auf das Gebet zu
Gott und die schöpferische Arbeit im Weinberg des Herrn.

Hier beginnt nun der Weg auf dem Klostersteig. Hier komme ich
mit meinem Leben und meinen vielen Gedanken an. Hier kann ich
mich erst einmal sammeln. Hier breche ich nun auf: erwartungsvoll,
neugierig, gespannt...

Station 2: Ruhepunkt Unkenbaum

 

 

 

Impuls

Das erste Stück Weg liegt nun hinter mir. Ein steiler
Weg, bergauf. Welches Schritttempo habe ich gefunden?
Wo stehe ich gerade? Schleppe ich noch meinen Alltag mit mir,
lasse mich von anderem jagen und bestimmen? Was treibt
mich an? Was treibt mich gerade noch um?

Station 3: Ruhepunkt Pfingstbachtal

 

 

 

Impuls

Der erste Höhepunkt, die Hallgartener Zange, liegt
hinter Euch. Die Abgeschiedenheit des Waldes wird
spürbar. So müssen sich Aussteiger fühlen. Vieles
habt Ihr hinter Euch gelassen, nun ist Zeit und
Raum, um sich grundlegenden Fragen zu stellen:
Wohin seid Ihr eigentlich unterwegs?

Station 4: Ruhepunkt Honigberg

 

 

 

Impuls

Wenn du schnell gehen willst,
geh allein.
Aber wenn du weit gehen willst,
geh mit anderen.

... heißt es in einem afrikanischen Sprichwort.

Station 5: Basilika Schloss Johannisberg

 

 

 

Impuls

Hier in Johannisberg ist die Mitte des Klostersteigs erreicht. In
der Mitte eines Weges erlebt man oft einen Wandel: Ein gutes
Stück liegt hinter einem und nun nimmt man das Ziel, das deutlich
näher gerückt ist, neu in den Blick. Im Leben müssen wir manches
zurücklassen und gehen dennoch weiter nach vorne. Manches aus
der Vergangenheit relativiert sich. Manches sieht man in einem
anderen Licht. Und doch ist und bleibt es Teil von einem selbst.

Station 6: Kloster Marienthal

 

 

 

Impuls

Man kann die Welt nur nach dem
verstehen, was man erlebt.
Antoine de Saint-Exupery, Schriftsteller, 1900-1944

Station 7: Kloster Nothgottes

 

 

 

Impuls

Der Anfang von Nothgottes liegt im zufälligen Fund einer Figur.
Eine kleine Figur, die dann Großes bewirkt: Eine ganze Kirche, ein
Kloster und Wallfahrten. Kleines wird ganz groß. Es wird einem
vielleicht geschenkt und entwickelt sich dann. So mag es auch
im Leben Dinge geben, wo sich Kleines ganz groß entwickelt hat.
Wo ich erst später spüre: Hier ist noch ein anderer mit mir auf
dem Weg gewesen und hat meinen Lebensweg begleitet.

Station 8: Abtei St. Hildegard

 

 

 

Impuls

Hildegard beschreibt Gott als den Dreifaltigen in einem Bild:
In Menschengestalt in der Mitte den Sohn, Jesus Christus. Gott
Vater, ausgedrückt in dem sehr hellen äußeren Kreis, der sogar
die Begrenzung des Bildes durchbricht: Er, die Urquelle allen
Seins, ohne Ursprung, alle Grenzen sprengend. Der innere Kreis
als Darstellung des Heiligen Geistes. Alle drei Personen Gottes
vermischen sich nicht, sondern sind klar getrennt – und doch
sind sie eins.

Eine große Darstellung dieses Dreifaltigkeitsbildes befindet sich
im Chorraum der Wallfahrtskirche St. Hildegard unterhalb der
Abtei.

Station 9: Ruhepunkt Ebental

 

 

 

Impuls

Allmählich rückt das Ziel des Klostersteigs näher.
Ein großes Stück des Wegs liegt nun hinter mir: Hier
auf dem Weg – und auf meinem Lebensweg. Die ver-
schiedenen Stationen und Zeiten meines Lebens mögen
mir bruchstückhaft vorkommen. Sie fügen sich aber zu
einem Mosaik zusammen: Zu meinem Lebensbild.

Station 10: Marienkirche

 

 

 

Impuls

Hier endet der Klostersteig. Hier klingt mein Weg aus. Lasst Euch
dazu die Kirche einmal auf Euch wirken.
Wer nach einer langen Wanderung am Wallfahrtsort ankommt,
der wird von starken Gefühlen heimgesucht. Er hat nicht nur
das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Es ist eine Ahnung, dass
Ankommen heißt: Das Ziel erreicht haben. Da sein. Vollendet sein.
Und doch kommen wir im Leben oft an, um dann wieder
aufzubrechen. „Brich auf“ heißt es auch von diesem Ort hier.