Geisenheim und der Rothenberg
Lindenstadt Geisenheim, Rothenberg, Kaolinlagerstätte
Geisenheim
wurde von den Kelten, Römern und Franken besiedelt und urkundlich erstmals 772 n. Chr. erwähnt. Die Geisenheimer Linde ist etwa 700 Jahre alt. Hier wurden im Mittelalter Rats- und Gerichtsversammlungen abgehalten. Zu Geisenheim gehören die Stadtteile Johannisberg, Marienthal und Stephanshausen. Geisenheim ist Sitz eines international renommierten Forschungsinstitutes für Wein-, Obst- und Gartenbau und einer Hochschule. Im Jahr 2013 wurden beide zu einer der kleinsten Hochschulen Deutschlands, der Hochschule GEISENHEIM University, zusammengeführt
Ein Vulkan im Ozean
Die Felsklippe des Rothenbergs erhielt ihren Namen wegen des durch das Eisenoxid Hämatit rot gefärbten Bodens. Die nach Norden sanft ansteigende Fläche, eine frühere Hochterrasse des Rheins, besteht im Untergrund aus Phyllit. Das tonreiche Meeressediment wurde zur Zeit des Unterdevons (Gedinne; 410 - 402 Mio. Jahre) abgelagert. Später drang das Vulkangestein Rhyolith ein (sein früherer Name ist Quarzkeratophyr).
Bei der Auffaltung des Schiefergebirges zur Zeit des Karbons (359 299 Mio. Jahre) wurde der Kontaktbereich zwischen Phyllit und Rhyolith intensiv zerklüftet. Der Rothenberg liegt auf einer überregionalen geologischen Störungszone, der Saar-Saale-Störung. Aus dem Untergrund stiegen hydrothermale Lösungen in die Gesteinsklüfte auf und zersetzten die im Rhyolith enthaltenen Feldspäte zu einem wasserhaltigen Aluminiumsilikat, dem Kaolin.
Weißes Gold Bergbau am Rothenberg
Einst wie heute ist der Weiße Riesling das Gold von Geisenheim. Doch wurde am Rothenberg im offenen Bergbau auch weißes Gold Kaolin geschürft. Kaolin wird als Porzellanerde, zur Papierbeschichtung, als Papierfüllstoff oder als Pigment in der Lack- und Kunststoffindustrie verwendet. Im Jahr 1891 erwarb die Firma C.H. Erbslöh Großhandel mit Mineralien und Chemikalien die auf Ton und Kaolin verliehenen Grubenfelder Rothenberg und Becht. Der Bergbaubetrieb wurde im Jahr 1975 eingestellt. Die Bergbaulandschaft wurde rekultiviert und zu fruchtbarem Rebland umgestaltet.
Weinlagen
Der Rothenberg (36 ha) ist eine 1. Gewächs-Lage. Auf steilen Hängen mit rötlichen Quarzitschuttböden wachsen Weine mit rassiger Säure und einer langen Lebensdauer. Der historische Mönchspfad verläuft von Johannisberg nach Eibingen durch die Gemarkung Geisenheim. Die Böden der Weinlage Mönchspfad (160 ha) sind tiefgründige Lösslehme. Kalkhaltige Lösse bilden den Untergrund der Lage
Mäuerchen (33 ha). Die 1. Gewächs-Lage Fuchsberg (68 ha) ist benannt nach dem Fuchs, der in diesem Areal gerne seine Bauten anlegt. Über tertiärem Mergel liegt hier tiefgründiger Lösslehm. Auf dem tonreichen Substrat wachsen kräftige, körperreiche Weine.



