Musikfreunde kennen es von Konzerten, Kinofans vom Film „Der Name der Rose", Weinfreunde als größtes Weingut Deutschlands. Und Wanderer? Für die ist Kloster Eberbach Etappenziel auf dem Rheinsteig. Wer die Strecke auf dem Prädikatsweg scheut, darf sich seit Mitte Juli freuen: Der Klosterrundweg Eberbach gibt Gelegenheit, den Klosterbezirk der einstigen Zisterzienserabtei auf einer nicht mal drei Kilometer langen Route zu umrunden. Unterwegs bietet der Weg an sechs Stationen kurze Informationen zur Geschichte des Klosters und seiner Mönche, die in dem stillen Waldtal jahrhundertelang lebten, beteten und erfolgreich wirkten.
Der Rundweg folgt der Grenze des historischen Klosterbezirkes. War dieser bisher im Gelände nur für Fachleute erkennbar, wird die Kultur- und Landschaftsgeschichte des Klosters nun auch für Laien nachvollziehbar. Unterwegs bieten Blickachsen ungewohnte Ansichten.
Start des Rundkurses ist die Infotafel am östlichen Parkplatz. Hier informiert Tafel 1 über die Bedeutung von Kloster Eberbach und zeigt auf einer Übersichtskarte den Verlauf des Weges. Mehrere Stufen münden weiter oben in einen Wurzelpfad ein, dem die Route leicht aufwärts bis zum Rheinsteig folgt.
Dort zitiert Station 2 den Eberbach-Chronisten Pater Hermann Bär, der im 18. Jahrhundert an die Entstehung des Klosterbezirkes erinnerte. Das Gelände fiel durch Schenkungen bereits 1173 an das Kloster, knapp 40 Jahre nach dessen Gründung. Kurz darauf wurde der neue Weg angelegt, der die nordöstliche Grenze bildete, und ein Hof nördlich des Klosters errichtet, heute der Hof Geisgarten.
Der Klosterbezirk ist weitgehend mit den Umrissen identisch, die im Plan von 1753 dargestellt sind. Von der Ecke des Ackergeländes bietet sich zum ersten Mal ein beeindruckender Blick auf das Areal des Klosters, aus dem der Turm der Basilika herausragt.
Nun geht es nach links am Waldrand entlang auf einem Pfad bergan zur Station 3, wo eine rustikale Balkenbank zur Rast einlädt. Die Blickachse ist eigens für den Rundweg freigeschnitten worden. Ein Merian-Stich von 1646 zeigt die historische Ansicht von der gleichen Stelle. Pater Bär beschreibt die Lage des Klosters: „Im Hintergrund eines nicht sehr geräumigen Thales fast versteckt, ... ist das Kloster von stattlichen Bergen und Wäldern umgeben. ... Betrachtet man Eberbach vom Thale aus, so scheint es sehr tief zu liegen, und dennoch ist seine Lage höher, als jene des Johannisbergs, der sich im Herzen des Rheingaus weit sichtbarer emporhebt."
Der Pfad wird nun ein Stück steiler und biegt nach 300 Metern nach links in den Hang ab. Bald ist die Bohlenbrücke über den Kisselbach erreicht (Station 4). Der trieb einst oberhalb die Kisselmühle sowie drei weitere im Kloster an.
An der Mauer des Geisgartens (hier wurden früher Geisen, Ziegen gehalten) entlang geht es leicht aufwärts zum Waldrand, wo die Runde nach links auf eine Forstpiste einmündet. Schon bald sind links im Wald Reste eines Mühlengrabens zu sehen. Hier heißt es aufpassen: Ein Schlenker führt zu einer Sandstein-Bachschleuse (Station 5). Sie erinnert an die Wasserleitung, mit deren aufwendigem Bau Abt Gerhard bereits 1174 begann. Deutlich ist der Abzweig zu erkennen, von dem aus der Klosterbezirk mit Wasser versorgt wurde.
Der Schlenker führt auf die Forstpiste zurück. Entlang der Klostermauer ist bald der westliche Parkplatz erreicht. Von dort weist der Weg hinab in die Senke. Jenseits warten noch zwei kurze Serpentinen – und schon ist der Ausgangspunkt erreicht. Die Stärkung im Pfortenimbiss oder in der Klosterschänke hat man sich nun redlich verdient.