Ehemaliges Benediktinerkloster Johannisberg
Weit kann man von hier in den Rheingau blicken, wenn man einmal hinter die Basilika geht. Und man kann auf die andere Rheinseite schauen. Dort, direkt gegenüber in Ingelheim, schaute – so eine Legende – vor 1200 Jahren Kaiser Karl der Große von seiner Pfalz über den Rhein und stellte fest, dass auf der Anhöhe gegenüber der Schnee immer etwas früher schmolz. Er beschloss daraufhin, hier einen Weinberg anzulegen. Bis heute wächst und gedeiht hier der Wein.
Historisch gesehen steht man hier auf dem „Bischofsberg“, denn dieser Teil des Rheingaus wurde unter Kaiser Otto II. im 10. Jh. an die Mainzer Erzbischöfe gegeben. Ein Mainzer Erzbischof war es dann auch, der hier um 1100 durch die Abtei St. Alban in Mainz eine Mönchsgemeinschaft ansiedeln ließ. Wenig später bildeten die Benediktinermönche ein eigenständiges Kloster. Zu dieser Zeit wurde auch die Basilika gebaut und dem hl. Johannes dem Täufer geweiht. Von diesem Heiligen leitet sich dann auch der heutige Ortsname „Johannisberg“ ab. Die Benediktiner ließen sich hier auf der Anhöhe nieder, im Gegensatz zu den Zisterziensern, die sich eher in Tälern ansiedelten und auf ihre Kirchen nur bescheidene Dachreiter setzten (wie in Eberbach).
Nach anfänglicher Blüte verfiel das klösterliche Leben an diesem Ort. Nach der Zerstörung in den Bauernkriegen wurde das Kloster 1563 ganz aufgehoben. Im Jahr 1716 kauften es die Fürstäbte von Fulda, die sich hier eine schöne Sommerresidenz in barockem Stil bauten. Die Kirche wurde wieder hergerichtet und blieb erhalten. Die anderen Gebäude des Klosters wurden zu einem Schloss umgestaltet. Der Johannisberg war damit eine Exklave von Fulda mitten auf Mainzer Gebiet.
Nach der Säkularisierung fiel der Johannisberg an die Oranier. Sie erhielten die Gebäude und den Weinanbau. 1815 kam Johannisberg durch einen Wiener Sondervertrag an Österreich. Kaiser Franz I. verschenkte das Schloss an Fürst Clemens Wenzel Lothar von Metternich-Winneburg. Nachdem mit Tatjana von Metternich 2006 die letzten Nachfahren verstarben, wechselte das Schloss den Besitzer und ist seit dem in Hand der Oetkerfamilie. Das damalige Kloster der Benediktiner war immer auch für die Seelsorge zuständig. Deshalb war die Klosterkirche zugleich immer auch die Kirche der Gemeinde vor Ort, was sie bis auf den heutigen Tag geblieben ist. Die jetzige Kirche ist in Teilen ein Wiederaufbau nach dem Krieg. Kirche und Schloss wurden bei einem Bombenangriff 1942 stark zerstört.